Eine Flüchtigkeit, die inmitten des urbanen Lebens zu schweben scheint. Ein Zustand des Übergangs, der Unbeständigkeit, jener Augenblick, der sich zwischen dem Festen und dem Flüchtigen befindet, kurz vor der Ewigkeit. Die Farben und Formen, die in den Werken von Solweig de Barry auftauchen, während sie bei Josephine Hans aufblitzen, sind Fragmente des alltäglichen Geschehens, Momentaufnahmen aus dem Fluss des Überflusses.
Solweig de Barry modelliert in ihren Arbeiten neue Welten. Mittels Substraktion zerlegt sie den Bildgegenstand sukzessive und verhandelt damit die Begrenzungen des ursprünglichen Bildmotivs und die ihm innewohnende Flüchtigkeit neu. Durch die radikale Reduktion von Perspektive, Bildaufbau und Realitätsnähe entwickelt die Künstlerin in der farbigen Flächigkeit der Formen und Linien so ein neues, immaterielles Abbild persönlicher Momente.[1]
Josephine Hans hingegen sucht nach flüchtigen Erscheinungen, nach immer neuen Erzählformen. In ihrer Arbeitsweise manifestiert sich die Veränderung durch Wiederholung, wobei Geschwindigkeit zu ihrer zentralen Strategie wird. Ihre Arbeiten sind ein Ausflug in die Farbmetastruktur unserer Gegenwart: Schnell. Kurz. Unpräzise. Unbeholfen. Mehrfache Variationen desselben Motivs werden zur Erzählung unserer Zeit.
So schweben die Werke von Solweig de Barry und Josephine Hans zwischen Konkretem und Unkonkretem, zwischen Überfluss und Reduktion, zwischen Schwere und Leichtigkeit. Sie halten die Balance zwischen Figur und Abstraktion und schaffen ein neues Bild unserer Zeit, das sich der Flüchtigkeit der Ewigkeit bewusst ist. Ein Leben auf Asphalt. Ein Meer aus Plastik. Eine Erinnerung an Bananensplit. Ein Geschmack, der zerfließt. vergeht. verfliegt.
Solweig de Barry | Josephine Hans, 2023
[1] Auszug aus dem Text Relikte des Temporären zu den Arbeiten von Solweig de Barry von Sonja-Maria Borstner