ESTHER ROSENBOOM & HANNAH THARANN

Overpowered

21. Feb. – 28. April 2024

Die Dorothea Konwiarz Stiftung freut sich, die Ausstellung von Esther Rosenboom und Hannah Tharann zu präsentieren. Mit ihren Malereien und Zeichnungen hinterfragen die beiden Stipendiatinnen des Förderjahrgangs 2023/24 die Gültigkeit von visuellen und gesellschaftlichen Konstrukten oder Konstruktionen.

 

OVERPOWERED

Imaginiert wird ein Ort, der nicht aus Dimensionen besteht, an dem andere Regeln gelten, die nichts mit der Schwerkraft zu tun haben. Regeln, die nicht genannt werden. Ein Gedanke reicht. Menschen werden weicher je länger sie in dieser Gegend umherstreifen. Es ist zu viel oder mehr als sie dachten. Es ist dort nicht so oder so, sondern irgendwie. Körper erscheinen nicht als Idealtypen. Ohne eindeutiges Hervortreten bestimmter Elemente der Wirklichkeit ist es flüssig, überflüssig und bewegt sich schnell. Verschwimmt. Erhebt sich vom Boden. Verfliegt. Überwältigt fühlen wir uns. Selbst wir.

In der Ausstellung Overpowered kommen die Werke von Esther Rosenboom und Hannah Tharann zusammen. Sie berühren in unterschiedlicher Weise Fragen zu Konstrukt und Konstruktion. Inwieweit sind sie imaginiert? Ab wann werden sie haptisch und zu einer schier unauflösbaren Realität? Konstrukte als gedankliche Modelle beschreiben Phänomene. Sie schaffen Klarheit durch Reduktion. Overpowered deutet auf den ursprünglichen Zustand von Diversitäten und Ambiguitäten.
Hannah Tharanns Malereien zeigen menschliche Figuren als hybride und metamorphotische Wesen. Diese sind verschlungen und verwoben, sie verschmelzen ineinander, entstehen auseinander, lösen sich auf. Die Werke spiegeln die Suche nach Identitäten jenseits binärer Strukturen oder gesellschaftlich konstruierten Normen und Hierarchien wieder.
Esther Rosenboom zeichnet vermeintlich tektonische Gebilde, die in ihren widersprüchlichen Räumlichkeiten nur in der Flächigkeit der illusionistischen Zeichnung existieren können. Plastisch wirkend aber ungreifbar, entsteht das Objekt im Kopf, ist immateriell und ephemer. Die Arbeit gründet in einer Auseinandersetzung mit der menschlichen Imagination, der Unschärfe räumlicher Darstellung und dem Unkonkreten.
Rosenboom/Tharann


Die Ausstellung vereint ganz unterschiedliche Werke: auf der einen Seite die monochromen Bleistiftzeichnungen von Esther Rosenboom, auf der anderen Seite die vielfarbigen Malereien von Hannah Tharann.

Es gibt aber Gemeinsames. Die Künstlerinnen haben den Titel Overpowered – zu deutsch „überwältigt“ gewählt. Etwas Überwältigendes ist unbegreiflich, unfassbar. Ebenso wie die gezeichneten Konstrukte von Esther Rosenboom. Die tektonischen Strukturen durchdringen sich und bilden unvereinbare Räumlichkeiten – vergleichbar mit den Bildern E. C. Eschers, wobei Rosenbooms Zeichnungen abstrakter bleiben. Deren unmöglichen Konstruktionen unterschiedlicher Größe erinnern sowohl an Konstruktionszeichnungen etwa von Versatzstücken technischer Geräte als auch an utopische Architekturentwürfe.

In den Malereien von Hannah Tharann sehen wir menschliche Figuren, die weniger durch aktive Handlungen als durch die spezielle bewegte Präsenz ihrer Körperlichkeit auffallen. Obwohl die menschliche Figur zentral und bildbestimmend ist, handelt es sich hier offensichtlich um keine Porträts. Die Körper und Gesichter wirken überindividuell und scheinen sich in einem permanenten morphotischen Prozess zu befinden. Auch sie entziehen sich also eindeutigen und festen Zuordnungen oder Zuständen, sie sind vielmehr fluid.

C.W.

ESTHER ROSENBOOM

HANNAH THARANN