VERO HAAS & ANNA-MARIA PODLACHA

hyper blurry light

14.6. – 12.7. 2023

Licht ist der sichtbare Bestandteil elektromagnetischer Strahlung und ermöglicht uns, die Welt um uns herum zu erkennen. Trifft Licht auf Materie, so kann es gestreut, reflektiert, gebrochen oder absorbiert werden. In der Kunstgeschichte steht das Licht – je nach Epoche – für Übernatürliches wie die göttliche Präsenz, oder es wird als zentrales Werkzeug für die Darstellung von Räumlichkeit und optischen Phänomenen verwendet.

Vero Haas und Anna-Maria Podlacha verwenden das Licht, um kitschig-trashige und zugleich düster-nostalgische Stimmungen darzustellen. Der Titel hyper blurry light greift diese paradoxe Atmosphäre auf, in der hyperrealistische Pappbecher und verschwommene Kerzenleuchter im selben Licht umherwabern.

In Anna-Maria Podlachas Bildern scheint ein dunkles Gefühl an die grelle Oberfläche zu drängen. Unter Verwendung von Misch- und Montagetechniken kombiniert die Künstlerin popkulturelle Elemente mit persönlichen Erinnerungen. Die Werke agieren ebenso als Reminiszenz an den Kontrollverlust, an die Vergänglichkeit jeder einzelnen Verführung und des eigenen Lebens wie als Vanitas: Was übrig bleibt, ist Beklommenheit und zugleich ein nüchterner Blick auf die Eskalation der Lüste.

Vero Haas taucht Objekte in ein düster-verschwommenes Licht. Dabei verwendet sie dünn aufgetragene, durchscheinende Farbschichten und graphische Linien. Durch diese Techniken entsteht eine Atmosphäre, in der die dargestellten Objekte eine mystische Qualität erhalten und eine subtile Verbindung zwischen Realität und Imagination geschaffen wird.

Vero Haas | Anna-Maria Podlacha

 

In den Arbeiten von VERO HAAS scheint sich das Licht nicht an der Oberfläche zu brechen, sondern die Räume und Dinge muten an als würden sie aus sich selbst heraus sanft in einen dunklen Umraum leuchten. Vero Haas arbeitet mit Pigmenten, die sie in zahlreichen dünnen Lasuren auf der Leinwand übereinanderschichtet. Die langwierige und behutsame Malweise führt zu Bildern, die eine tiefe Ruhe ausstrahlen. Der transparente Farbauftrag wirkt fast entmaterialisierend auf das Dargestellte und die Malerei selbst. Man könnte meinen, die Leinwände hätten roh in einem Raum gehangen und die Umgebung wie für Stimmung und Licht empfindliche Flächen aufgenommen. Etwa das Bild eines Kerzenständers „Vier Kerzen“ (2023), in dem die Flammen wie Geister auflodern.

ANNA-MARIA PODLACHAS Werke zeichnen sich durch eine überbordende Ornamentik der Alltags- und Underground-Kultur aus, die über den Kitsch hinaus auf die Spitze getrieben wird; soweit, dass die Wahrnehmung der grellen Oberfläche in ein Gefühl des Unbehagens kippt. Explizit wird diese Ambivalenz in dem Bild, in dem scheinbar ein Trinkgefäß geworfen wird. Nicht in Richtung des Betrachters – es handelt sich nicht um eine Publikumsbeschimpfung – sondern in Hibiskusblumen in bekannter Feel-Good-Stilistik hinein. Im Hintergrund zeigt sich auf den zweiten Blick ein sich wiederholender Schriftzug „no more“, der auch den Titel der Arbeit bildet. Dieses Sowohl-als-Auch ist nicht nur innerhalb eines Einzelwerks sondern im Gesamtwerk der Künstlerin zu finden. So überrascht es zwar zunächst, dass eine Arbeit wie „in another light“ mit ihren lichten Strukturen vor samtig-dunklem Hintergrund ebenfalls zu ihrem Werk gehört. Es ergänzt die anderen Arbeiten der Ausstellung aber in der Vorstellung eines mentalen Nachglitzerns nach einer heftigen Party.

Cora Waschke

 

VERO HAAS

 

ANNA-MARIA PODLACHA