VERO HAAS & ANNA-MARIA PODLACHA

hyper blurry light

14.6. – 12.7. 2023

Licht ist der sichtbare Bestandteil elektromagnetischer Strahlung und ermöglicht uns, die Welt um uns herum zu erkennen. Trifft Licht auf Materie, so kann es gestreut, reflektiert, gebrochen oder absorbiert werden. In der Kunstgeschichte steht das Licht – je nach Epoche – für Übernatürliches wie die göttliche Präsenz, oder es wird als zentrales Werkzeug für die Darstellung von Räumlichkeit und optischen Phänomenen verwendet.

Vero Haas und Anna-Maria Podlacha verwenden das Licht, um kitschig-trashige und zugleich düster-nostalgische Stimmungen darzustellen. Der Titel hyper blurry light greift diese paradoxe Atmosphäre auf, in der hyperrealistische Pappbecher und verschwommene Kerzenleuchter im selben Licht umherwabern.

In Anna-Maria Podlachas Bildern scheint ein dunkles Gefühl an die grelle Oberfläche zu drängen. Unter Verwendung von Misch- und Montagetechniken kombiniert die Künstlerin popkulturelle Elemente mit persönlichen Erinnerungen. Die Werke agieren ebenso als Reminiszenz an den Kontrollverlust, an die Vergänglichkeit jeder einzelnen Verführung und des eigenen Lebens wie als Vanitas: Was übrig bleibt, ist Beklommenheit und zugleich ein nüchterner Blick auf die Eskalation der Lüste.

Vero Haas taucht Objekte in ein düster-verschwommenes Licht. Dabei verwendet sie dünn aufgetragene, durchscheinende Farbschichten und graphische Linien. Durch diese Techniken entsteht eine Atmosphäre, in der die dargestellten Objekte eine mystische Qualität erhalten und eine subtile Verbindung zwischen Realität und Imagination geschaffen wird.

Vero Haas | Anna-Maria Podlacha

 

In den Arbeiten von VERO HAAS scheint sich das Licht nicht an der Oberfläche zu brechen, sondern die Räume und Dinge muten an als würden sie aus sich selbst heraus sanft in einen dunklen Umraum leuchten. Vero Haas arbeitet mit Pigmenten, die sie in zahlreichen dünnen Lasuren auf der Leinwand übereinanderschichtet. Die langwierige und behutsame Malweise führt zu Bildern, die eine tiefe Ruhe ausstrahlen. Der transparente Farbauftrag wirkt fast entmaterialisierend auf das Dargestellte und die Malerei selbst. Man könnte meinen, die Leinwände hätten roh in einem Raum gehangen und die Umgebung wie für Stimmung und Licht empfindliche Flächen aufgenommen. Etwa das Bild eines Kerzenständers „Vier Kerzen“ (2023), in dem die Flammen wie Geister auflodern.

ANNA-MARIA PODLACHAS Werke zeichnen sich durch eine überbordende Ornamentik der Alltags- und Underground-Kultur aus, die über den Kitsch hinaus auf die Spitze getrieben wird; soweit, dass die Wahrnehmung der grellen Oberfläche in ein Gefühl des Unbehagens kippt. Explizit wird diese Ambivalenz in dem Bild, in dem scheinbar ein Trinkgefäß geworfen wird. Nicht in Richtung des Betrachters – es handelt sich nicht um eine Publikumsbeschimpfung – sondern in Hibiskusblumen in bekannter Feel-Good-Stilistik hinein. Im Hintergrund zeigt sich auf den zweiten Blick ein sich wiederholender Schriftzug „no more“, der auch den Titel der Arbeit bildet. Dieses Sowohl-als-Auch ist nicht nur innerhalb eines Einzelwerks sondern im Gesamtwerk der Künstlerin zu finden. So überrascht es zwar zunächst, dass eine Arbeit wie „in another light“ mit ihren lichten Strukturen vor samtig-dunklem Hintergrund ebenfalls zu ihrem Werk gehört. Es ergänzt die anderen Arbeiten der Ausstellung aber in der Vorstellung eines mentalen Nachglitzerns nach einer heftigen Party.

Cora Waschke

 

VERO HAAS

 

ANNA-MARIA PODLACHA

ELENI MANOLOPOULOS & EMMA ZIMMERMANN

empty set

10.5.–7.6.2023

Die Dorothea Konwiarz Stiftung freut sich, die Ausstellung von Eleni Manolopoulos und Emma Zimmermann zu präsentieren. 

Die beiden Stipendiatinnen des Förderjahrgangs 2022/23 bringen ihre ganz unterschiedlichen Werke unter dem Titel empty set zusammen. Mit diesem Begriff aus der Mengenlehre, den sie in ihrem Text als Bezeichnung für das Nichts als etwas Seiendem kennzeichnen, verweisen sie auf das für die Bildende Kunst grundlegende Phänomen des Sichtbarwerdens von etwas Unbeschreiblichem.

 

„Empty set ist ein Begriff der Mengenlehre und bezeichnet die leere Menge. Entgegen der Annahme, das empty set sei äquivalent zum Nichts, bezeichnet es die Menge, welche das Nichts enthält. Damit wird das Nichts als Nichtseiendes zu einem Seienden, zu etwas Beschreibbarem, das durch die Menge zusammengefasst wird. Das empty set ist eine formale Sprache. Sie ist die Sprache, die keine Wörter enthält, also die leere Sprache. Es gibt nur eine leere Sprache und als Teilmenge einer jeden anderen Sprache ist sie universal.

Kunst ermöglicht es Inhalte, die sich der natürlichen Sprache entziehen, zu vermitteln. Dazu entwickeln Künstler*innen ‚formale Sprachen‘ bestehend aus Farbe, Form und Komposition. Auch bei völlig disjunkten, unterschiedlichen künstlerischen Praktiken teilen sich alle künstlerischen Sprachen die leere Menge, empty set, und das Bestreben, etwas zu vermitteln, das sich der natürlichen Sprache entzieht, etwas zu beschreiben, das nicht beschreibbar ist. 

Manopoulos Formensprache besteht aus abstrakten Formen, Buchstaben, Zahlen, Farbe und Komposition. Dabei fertigt sie von der Zeichnung ausgehend Malereien und Grafiken an. Die in der Ausstellung präsentierten Ölmalereien zeigen die Wirkung von exzentrischem Weiß und konzentrischem Schwarz. Für sie und ihre Arbeit gilt: „Ohne Disziplin keine Freiheit, ohne Fessel keine Intensität. Nicht nachdenken, sondern fühlen, nicht verstehen, sondern wirken lassen.“ (Sharon Eyal)

Zimmermann versucht, Machtverhältnisse neu zu denken und dafür eine visuelle Sprache zu finden. Themen wie Wut und Verletzlichkeit tauchen in den Arbeiten auf und gleichzeitig die Frage, wie man Wut zeigen kann, ohne Bilder patriarchal geprägter Strukturen zu reproduzieren. Unteranderem werden handgeschmiedete Stahlspitzen als malerische Elemente eingesetzt, textile Stoffe werden durch eine Kombination aus Tanz- und Reinigungsfrottage zu Malereien, und experimentelle Drucke entstehen durch ein bedachtes Aufschichten von gesammelten Stoffausschnitten. Zimmermanns Arbeit bewegt sich zwischen der Lust am Aufrütteln, das Unbequeme herauszukitzeln, produktiver Wut und dem akribischen Erforschen, sensiblen Beobachten von textilen Stoffen und deren Kontexten.“

Eleni Manolopoulos studiert seit 2019 Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin in der Klasse von Prof. Christine Streuli, zudem Sprache & Gesellschaft und Informatik an der Freien Universität Berlin. Seit 2021 ist sie Stipendiatin des Cusanuswerkes.

Emma Zimmermann *1997 in Großburgwedel, lebt und arbeitet in Berlin, studiert Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin in der Klasse von Prof. Christine Streuli. Sie war Preisträgerin des Anerkennungspreises der Walter Stöhrer-Stiftung 2021/22.

 

 

ELENI MANOLOPOULOS’ gleichmäßiger Farbauftrag lässt die Stofflichkeit der Malerei fast vergessen. Die monochrom erscheinenden Farbgründe erhalten durch ihre vielfarbigen Lasurschichtungen ihre Tiefe und Leuchtkraft. Wobei die psychophysische Wirkung von Farben und Farbkompositionen für die Künstlerin wichtig ist – wenn etwa ein exzentrisches Rot mit einem, nach Kandinsky, konzentrischen Schwarz von Kreisen, Linien, Zahlen und Buchstaben ringt. Diese rätselhaften Notationen gehen auf existierende Rechnungen aus der Mathematik zurück.

Im Zentrum von EMMA ZIMMERMANNs Werk steht die Leinwand, der Stoff.
Die Leinwand ist das grundlegende Material der Malerei, einer traditionell männlich geprägten Gattung. Der Stoff, der gewebt, vernäht und bestickt wird, ist hingegen mit der weiblich konnotierten Textilkunst und der Handarbeit verknüpft. Von dort aus ist es in der Assoziationskette nur ein kleiner Schritt zur Hausarbeit und dem Wischtuch.
Emma Zimmerman reibt sich an derartigen Zuschreibungen und reibt den Leinwandstoff über den mit Farbe bedeckten Boden. Auf diese Weise entsteht eine Frottage, eine Reinigungsfrottage, wie die Künstlerin sie nennt. Diese wird von ihr vernäht, bestickt, mit Sinnsprüchen aus Haushaltsbüchern aus den 50er bis 70er Jahren bedruckt – und durchbohrt mit von der Künstlerin handgeschmiedeten Stahl-Spießen, die Emma Zimmermann bezeichnenderweise Spießer nennt.

Cora Waschke

ELENI MANOLOPOULOS

EMMA ZIMMERMANN

SOLWEIG DE BARRY | JOSEPHINE HANS

floating concrete

22.3. – 3.5.2023

Eine Flüchtigkeit, die inmitten des urbanen Lebens zu schweben scheint. Ein Zustand des Übergangs, der Unbeständigkeit, jener Augenblick, der sich zwischen dem Festen und dem Flüchtigen befindet, kurz vor der Ewigkeit. Die Farben und Formen, die in den Werken von Solweig de Barry auftauchen, während sie bei Josephine Hans aufblitzen, sind Fragmente des alltäglichen Geschehens, Momentaufnahmen aus dem Fluss des Überflusses.

Solweig de Barry modelliert in ihren Arbeiten neue Welten. Mittels Substraktion zerlegt sie den Bildgegenstand sukzessive und verhandelt damit die Begrenzungen des ursprünglichen Bildmotivs und die ihm innewohnende Flüchtigkeit neu. Durch die radikale Reduktion von Perspektive, Bildaufbau und Realitätsnähe entwickelt die Künstlerin in der farbigen Flächigkeit der Formen und Linien so ein neues, immaterielles Abbild persönlicher Momente.[1]

Josephine Hans hingegen sucht nach flüchtigen Erscheinungen, nach immer neuen Erzählformen. In ihrer Arbeitsweise manifestiert sich die Veränderung durch Wiederholung, wobei Geschwindigkeit zu ihrer zentralen Strategie wird. Ihre Arbeiten sind ein Ausflug in die Farbmetastruktur unserer Gegenwart: Schnell. Kurz. Unpräzise. Unbeholfen. Mehrfache Variationen desselben Motivs werden zur Erzählung unserer Zeit.

So schweben die Werke von Solweig de Barry und Josephine Hans zwischen Konkretem und Unkonkretem, zwischen Überfluss und Reduktion, zwischen Schwere und Leichtigkeit. Sie halten die Balance zwischen Figur und Abstraktion und schaffen ein neues Bild unserer Zeit, das sich der Flüchtigkeit der Ewigkeit bewusst ist. Ein Leben auf Asphalt. Ein Meer aus Plastik. Eine Erinnerung an Bananensplit. Ein Geschmack, der zerfließt. vergeht. verfliegt.

Solweig de Barry | Josephine Hans, 2023
[1] Auszug aus dem Text Relikte des Temporären zu den Arbeiten von Solweig de Barry von Sonja-Maria Borstner

ISABELLA BRAM | SINA LINK

wonky wave

15.2. – 15.3.2023

In wonky wave schaffen Isabella Bram und Sina Link ein Spannungsfeld von Inszenierung und Alltäglichkeit. Die Künstler:innen spielen mit subtilen und widersprüchlichen Sinnbildern, Sujets und Zeichencodes, ohne eindeutige Rückschlüsse auf deren Entschlüsselung zu bieten. Sowohl Bram als auch Link arbeiten in einer fließenden, freien Materialität. Die Arbeiten sind plastisch und raumgreifend, im Wechselspiel von Nähe und Distanz wirkend. Es ist der Dialog mit den Werken, aus dem eine Aktivierung und damit eine Entschlüsselung des Bild-Positiven im Fall von Sina Link und der codierten Rätsel im Fall von Isabella Bram hervorgeht. 

In Isabella Brams Arbeiten sind Bildobjekte Träger von assoziativen Zeichencodes. Durch die ineinandergreifenden, sich überlagernden Objekte und Oberflächen ergeben sich ganz unbestimmte Verbindungen und ambivalente, sinnbildliche Rätsel. Zwischen malerischen und bildhauerischen Methoden arbeitend, bricht Isabella Bram mit dem konventionellen Malereibegriff und schafft Bildträger, die aufgrund ihrer Plastizität raumgreifend und anregend wirken. Alltägliche Bilder und Objekte werden aus ihrem Kontext herausgerissen und durch penible, kontrastreiche Arrangements in neue Beziehungen gesetzt. 

Sina Links Werke erinnern auf den ersten Blick an Seestücke der traditionellen Malerei. Doch die Fotos, im Siebdruckverfahren auf Reflektorstoff gedruckt, wurden von der Seenotrettungsorganisation SOS Humanity im Mittelmeer aufgenommen. In ihrem Werk verhandelt die Künstlerin die grausame vorherrschende Ambivalenz, wenn das Meer einerseits als Sehnsuchtsort und andererseits als endlose Wassermasse, die Menschenleben schluckt, wahrgenommen wird. Durch Lichteinfall findet eine Umwandlung ins Positiv statt. Motive und Strukturen, die aus jeder Perspektive und jedem Blickwinkel anders erscheinen, werden sichtbar gemacht. Aus dem entstandenen Spannungsfeld zwischen Inszenierung in feinfühliger Ästhetik und Alltäglichkeit ergibt sich die enorme Kraft der Sichtbarmachung der Tragödie. 

Luis Bortt 

MOMO BERA | ANA TOMIC

resting in a haunted house

11.1. – 8.2.23

Die Dorothea Konwiarz Stiftung freut sich, das neue Jahr mit der Ausstellung von Momo Bera (Stipendiatin 2022/23) und Ana Tomic (Stipendiatin 2021/22) zu eröffnen. Der Jahreswechsel ist traditionsgemäß laut, um böse Geister zu vertreiben. Unsere Stipendiatinnen lassen in ihrer Ausstellung hingegen Geister aufscheinen: Sind es bei Ana Tomic Geister der Kunst- und Kulturgeschichte, sind es bei Momo Bera innere Geister, die sich aus einer unbekannten Vergangenheit hervordrängen.

„Jaques Derrida forderte, dass wir lernen, mit Gespenstern zu leben. Er sah Gespenster als die Figuren des Dritten, die von vornherein alle das abendländische Denken prägende Binarismen unterlaufen. Er siedelt die Gespensterfigur im Raum des Zwischens an. Gespenster erscheinen gleichsam als Zeithybride, Fragmente der Vergangenheit, die in der Gegenwart wirken und als offene Fragen die Zukunft heimsuchen. Sie sind ein Aufdrängen des Erinnerns, des individuellen und kollektiven, ohne dass die Erinnerung sich zwangsläufig als solche preisgibt. In der Ausstellung „resting in a haunted house“ berühren Ana Tomic und Momo Bera Themen der Erinnerung, der Erinnerungswürdigkeit, der Historizität von Raum und Körper, sowie seiner Unsichtbarmachung.“

Momo Bera & Ana Tomic

 

MARLEN LETETZKI | OLIVIA PARKES

day rehearsing night

23.11.22 – 4.1.23

 

Die Dorothea Konwiarz Stiftung freut sich,  das Werk der beiden Stipendiatinnen des Förderjahrgangs 2020/21 nach einigen Gruppenausstellungen nun umfassender in der Galerie präsentieren zu können.

 

In den Bildwelten von Marlen Letetzki schweben Objekte, schmiegen sich Dinge aneinander, schmelzen Formen. Es sind Bildelemente, die an etwas erinnern, aber keine Entsprechung in der realen Welt haben. Die Künstlerin erfindet virtuell Objekte, die sie in stilllebenähnlichen Arrangements inszeniert. Es ist eine Art skulpturaler Prozess, der unabhängig von analogen Bedingungen abläuft. In malerischen Übersetzungen dieser Simulationen macht Letetzki so sichtbar, was sein könnte.

Die Gemälde von Olivia Parkes suchen nach einer visuellen Sprache für die zirkuläre Beziehung zwischen Darstellung und Realität und dem kollektiven Gefühl der Angst, das das zeitgenössische Leben beherrscht. Die Künstlerin strebt sowohl eine psychologische als auch eine physische Wiedergabe von Raum und Farbe an und verfolgt eine Form von gesättigtem oder halluzinatorischem Realismus, der dem Schrecken, der Komik und dem Mysterium der Bewegung durch die Welt angemessen erscheint.

 

Marlen Letetzki (geb. 1990 in Weimar) studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste bei Pia Fries, Gregory Cumins und Christine Streuli sowie am Chelsea College in London. Zudem studierte sie Philosophie an der Humboldt Universität. 2015 erhielt sie den Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK. Jüngste Ausstellungsorte waren:
Kunstverein KunstHaus, Potsdam (2022), Galerie Mark Müller, Zürich (2021), Salondergegenwart, Hamburg (2019) sowie ihre Berliner Galerie FeldbuschWiesnerRudolph (2021).

Olivia Parkes (geb. 1989 in London) ist eine britisch-amerikanische Künstlerin und Autorin, die in Berlin lebt. Sie erhielt ihren BA in Studio Art & Art History von der Wesleyan University in den USA und schloss ihr Studium an der Universität der Künste Berlin als Meisterschülerin in der Klasse Favre ab. Jüngste Ausstellungen und Auftritte fanden in folgenden Institutionen statt: Kunstquartier Bethanien, Berlin (2021), Canepa Neri, Mailand (2019), Hannah Barry Gallery, London (2019), sowie in ihrer Berliner Galerie Mountains (2022).

 

JANE GARBERT & SOLVEIG SCHMID

between

30.09. – 16.11.2022

 

Das Äquivalenzzeichen ≈ approximately equal (ungefähr gleich/sich annähernd ) wurde von den Künstlerinnen Jane Garbert und Solveig Schmid als Piktogramm für Ihre Duo-Präsentation mit dem Titel between gewählt.
Die beiden geschwungenen übereinander liegenden Schlangenlinien stehen im mathematischen Kontext für die Darstellung eines ungefähr gleichen Größenverhältnisses zweier oder mehrerer Zahlen bzw. Terme. Der gelb-orange Farbverlauf des Hintergrunds symbolisiert die Wellen innerhalb des Farb- oder Lichtspektrums, die vom menschlichen Gehirn als bekannte Spektralfarben interpretiert werden. Je nach Wellenlänge des Lichts interpretieren wir eine andere Farbe. In der Ausstellung werden diese physikalischen und mathematischen Phänomene ebenso durch künstlerische Werkzeuge wie Pinsel, Leinwand, Öl- und Acrylfarben wie durch Kunstoff und Plexiglas
untersucht. Das non-verbale Zwiegespräch der beiden Künstlerinnen vereint unterschiedliche malerische Herangehensweisen: Prozesshaftes und Impulsives – kontemplativ und meditativ.
Während Schmids Arbeit auf die Notwendigkeit, Flüchtigkeit und das Ausbleiben der Zeichen verweist, wie zum Beispiel in infrequency I, archiviert Garberts seriell angelegte Malerei PU die ästhetische Vielfalt des Baumaterials Polyurethan, welches üblicherweise zur Dämmung, Dämpfung und Entdröhnung eingesetzt wird. Der reduzierte Farbeinsatz in Schmids Arbeiten deutet hingegen auf ein ephemeres Feld, auf dem intensive Dichte und Durchlässigkeit ermittelt werden. Es scheint, als schöpft die Künstlerin ihre Komposition exakt aus diesem maltechnischen Zwischenraum – ein Rauschen von Oberflächlichkeit und Tiefe oder Ruhe und Kraft ertönt. Auf diese Weise untersucht Schmid Sehgewohnheiten und mögliche Größenverhältnisse im Raum.
Der vermeintliche Ort, den Garberts Bild Cover Up zeigt, spielt ähnlich mit dem Phänomen optischer Vieldeutigkeit. Zufällig vorgefunden steht der Bildinhalt für einen konstruktiven Plan. Als an der Wand lehnendes Raumelement inszeniert, wird durch die stoffliche Textur der Oberfläche eine Sinnlichkeit mit einer formalen Ordnung verknüpft.
Die Farbpalette beider Künstlerinnen reicht von Neonpink über Tiefblau zu hellen Pastelltönen. Beide erkunden in ihrer unterschiedlichen malerischen Praxis Imaginationsräume von scheinbar Gegensätzlichem: Natur oder Künstlichkeit, abstrakt oder gegenständlich.

Jane Garbert & Solveig Schmid

PAINTING FOR DORO – Stip. 21/22 22/23

Solweig de Barry, Momo Bera, Isabella Bram, Vero Haas, Josephine Hans, Sina Link, Eleni Manolopoulos, Anna-Maria Podlacha, Ana Tomic, Emma Zimmermann & Dorothea Konwiarz

So. 18.9., 12–18 Uhr | Mi. 21.9., 16–19 Uhr | Fr. 23.9., 15–19 Uhr

Sehr geehrte Freunde der Dorothea Konwiarz Stiftung,
 
 
Wir möchten Sie herzlich zur feierlichen Wiedereröffnung unserer Galerieräume einladen.
Nach pandemiebedingter Pause und einem langwierigen Umbau freuen wir uns, nun pünktlich zur Berlin Art Week unsere Stipendiatinnen der Förderjahrgänge 2021/22 uns 2022/23 in einer gemeinsam Gruppenausstellung vorstellen zu können. 
 
Am Samstag, den 17.09., von 17 bis 21 heißen wir Sie in unseren neuen hellen und großzügigen Räumen in der Schlüterstraße 71 (Charlottenburg) willkommen. 
Im Anschluss an einführende Worte des Vorstands und die Ehrung der Stipendiatinnen um 18 Uhr, laden wir Sie zu einem Glas Wein und köstlichen Petits Fours der Patisserie in unserem Stiftungshaus ein.
 
Die Hauptsache aber ist natürlich die Kunst. Es werden Werke zu sehen sein von:
Solweig de Barry, Momo Bera, Isabella Bram, Vero Haas, Josephine Hans, Sina Link, Eleni Manolopoulos, Anna-Maria Podlacha, Ana Tomic, Emma Zimmermann und unserer Stifterin Dorothea Konwiarz.
 
Dorothea Konwiarz (1932–1999) war Malerin, Bühnenbildnerin und Architektin. In ihrem Sinne fördert die Dorothea Konwiarz Stiftung seit dem Jahr 2000 junge Malerinnen, die ihr Studium an der Universität der Künste, Berlin absolvieren oder abgeschlossen haben – wie die Stifterin selbst. Neben der finanziellen Zuwendung für ein Jahr, bekommen die Stipendiatinnen die Möglichkeit in der stiftungseigenen Galerie auszustellen.
 
Schon heute möchten wir Sie auf die kommenden Ausstellungen unserer Stipendiatinnen 2020/21 aufmerksam machen. Am Donnerstag, den 29.09., ist die Ausstellungseröffnung von Jane Garbert und Solveig Schmid. Es folgt die Präsentation der Werke von Marlen Letetzki und Olivia Parkes.
 
Die Zeit ohne kontinuierlichen Ausstellungsbetrieb haben wir genutzt, um die Stiftung in vielerlei Hinsicht weiterzuentwickeln. So konnte etwa ein Archiv für den künstlerischen Nachlass der Stifterin angelegt und unsere mediale Präsenz ausgeweitet werden. Jetzt aber freuen wir uns, in unseren Stiftungsräumen endlich wieder Kunst zeigen zu können und auf ein Wiedersehen mit Ihnen!
 
 
Dr. Cora Waschke
Malte Monjé
Lars Franke

OUT OF PAINTING – Stip. 20/21 21/22

Jane Garbert, Marlen Letetzki, Sina Link, Anna-Maria Podlacha, Solveig Schmid, Ana Tomic

Samstag, 02.07.

Aus der Malerei heraus: OUT OF PAINTING weitet den Fokus für die Grenzbereiche der Malerei im Werk der Stipendiatinnen 20/21 und 21/22. In dieser zweiten Ausstellung während des Umbaus kommt es zu Korrelationen zwischen Rohbau und Werken, die den Eindruck einer Gesamtinstallation vermitteln.

ANA TOMIC

Stipendiatin 2021/22

* 1996 in Belgrad, studierte Grafik und Buchkunst an der Universität der Künste Belgrad und seit 2017 Bildende Kunst in die Klasse von Thomas Zipp an der Universität der Künste in Berlin. Sie wohnt in Berlin.

Ich denke, dass eine Künstlerin, oder überhaupt irgendwer, nicht in einem Vakuum arbeiten kann, und dass jedes Kunstwerk auf die vorhergegangenen antwortet und auf ihnen aufbaut. Meine Arbeit untersucht den Einfluss des Kanons der Westeuropäische Kunstgeschichte auf unsere Gesellschaft heute, sowie unseren persönlichen Begriff von Kunst und Geschmack.
Ich versuche den monumentalen Eindruck kanonischer Werke durch das Missachten der strengen Regeln der realistischen Malereitechnik und Komposition zu brechen und kommentiere meinen Bilder mit Text und Collagen von Referenzen und fremden Elementen. Außerdem produziere ich meine Arbeiten meistens in Serien, sodass einige Charaktere und Orte mehrmals vorkommen, was mir eine Art von Nachahmung des Kanons ermöglicht. Damit möchte ich die künstlerische Produktion einer Mythologie zurückfordern.

 

Ana Tomic (born 1996 in Belgrade) studied Print- and Bookmaking at the Belgrade University of the Arts and now studies Fine Arts in the Class of Prof. Thomas Zipp at the Berlin University of the Arts. She lives in Berlin.

I believe that an artist, or anyone for that matter, cannot work in a vacuum and that every new artwork responds or continues on what came before. My work examines the influence canonical West-European art history has in the shaping of our society today, as well as our personal ideas of art and taste.
I try to break the monumental impression of canonical works by disregarding the strict rules of realistic painting techniques and composition, adding text and collaging my references with out of place elements. I also produce most of my works in series, with some characters and places appearing multiple times, which allows me to in a way mimic the canon, and reclaim the artistic production of a mythology for myself.